Vor nun etwa zwei Jahren ging Opel über von GM zu PSA. Werksschließungen, Synergien, Personalanpassungen und Einsparmaßnahmen führten dazu, dass Opel zumindest andeutungsweise wieder schwarze Zahlen schreibt. Dies kann PSA als Erfolg verbuchen. Aber wie sieht die tägliche Praxis für uns Autofahrer, Opel-Nutzer, aus? Hat sich tatsächlich etwas gebessert an der Produktqualität?
Wenn ich in GLX-Forum lese, dass der BC Fehlermeldungen ausgibt nach der Art „Motor muss repariert werden“, weil eine Zündkerze (für die Autohersteller ein Pfennigsartikel) ausgefallen ist, dann habe ich so meine Zweifel. Klar, ausgefallene Zündkerzen hat es zu allen Zeiten gegeben und wird es immer geben, aber wo ist die Verbesserung?
Was ich damit sagen möchte: Ist Opel denn heute immer noch so unzuverlässig wie in den 90er Jahren? Hat sich nichts verändert? Muss man denn heute wieder (oder immer noch) alles selbst machen am Auto? Jetzt muss man auch schon vernünftige Zündkerzen zuliefern, um sicher zu sein, dass ordentliche Ware verbaut wird. Demnächst bringe ich auch noch Luftfilter und Bremsscheiben mit, damit ich sicher sein kann, einigermaßen problemlos bis zur nächsten Inspektion zu kommen. Oder eben doch wieder selbst machen, wie in alten Zeiten. Aber wollen wir wirklich dahin?
Wo soll das nur hinführen? Vielleicht kann sich der eine oder andere noch erinnern an die Lopez-Affäre von Anfang der 90er Jahre, als ein sparwütiger Manager namens Jose Ignazio Lopez nach dem Motto "sparen - koste es, was es wolle" das Fabrikat Opel maßgeblich ruiniert hat. Die Konsequenz der Sparwut: Opel hatte seit Mitte der 80er Jahre enorme Qualitätsprobleme, vor allem im damals völlig neuen Omega, aber auch im Vectra und Kadett/Astra. Dass das die falsche Philosophie war, kann man mit Rückblick über die letzten 25 bis 30 Jahre durchaus bestätigen und lässt sich an damals erheblich verlorenen Marktanteilen und massiv zurückgegangenen Zulassungszahlen ablesen. Lässt sich auch daran ablesen, dass es den Omega nur zwei Generationen gegeben hat, der Vectra nur drei, den SIgnum gar nur eine, als man sie vom Markt genommen hat.
Opel war damals, was Fahrzeugangebot, Preissegment, Leistungsfähigkeit und Qualität anging, mindestens auf dem Level von VW angesiedelt und konnte in Teilen der Angebotspalette sehr wohl nach oben schielen in Richtung BMW und Mercedes. Da waren die wunderbaren Vergleichstests von Golf GTI und Kadett GSI. Oder von Scirocco und Calibra. 16V und G-Lader. 1,8 Liter 16V und 2,0 Liter 8V, mehr Hubraum statt mehr Ventile. „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen“. Turbo und Saugmotor. Da war loderndes Feuer in der Diskussion, es war einfach traumhaft schön. Aber heute? Einheitsbrei, alle sind sich einig, Motoren mit 3 Zylindern und 1 Liter Hubraum, hochgezüchtet ohne Ende, jeder liefert dem anderen zu. Böse Zungen sprechen von einem abgekarteten Spiel unter den Herstellern. Als der Opel Senator vom Markt genommen wurde, war das definitiv so.
VW hat von den Synergien mit Audi, Porsche, Skoda, Seat usw. massiv profitiert. Opel aber hat zu keinem Zeitpunkt einen auch nur annähernd vergleichbaren Nutzen aus der Zugehörigkeit zu GM gehabt. Ob es mit PSA besser wird? Wenn man in diesem Forum von den vielen vielen Unstimmigkeiten und Problemen liest, dann könnte man meinen, sie wollen offensichtlich noch weiter absinken ... Bestrebungen, den Trend umzukehren, gibt es erkennbar nicht.
Ob es tröstlich ist, dass andere Hersteller sehr ähnliche Probleme haben? Diesel-Abgas-Skandal, massenhaft defekte Airbags, aussetzende Zündkerzen, eiernde Bremsscheiben ... damals wie heute. Klar ist aber auch: damals haben wir alle zwei Jahre den Auspuff gewechselt von vorne bis hinten, weil der durchgerostet war. Damals haben wir alle 7.500 km Ölwechsel gemacht, Wartungsintervalle von 30.000 km waren utopisch. Spätestens nach sieben Jahren hatte jedes Auto an irgendeinem Ende Rostblasen. Was haben wir alle paar Jahre an Hohlraumversiegelung und Unterbodenschutz ins Auto gepumpt. Und wenn die Öldruck-Kontrolleuchte warnte, war es sowieso schon zu spät, war der kapitale Motorschaden da. Solche Dinge gibt es eigentlich nicht mehr, gottseidank.
Aber in Summe kann ich keine Verbesserung erkennen. Viele Kleinigkeiten vermiesen dem Kunden die Laune, obwohl die Autos an sich ja nicht schlecht sind. Ich bin immer noch völlig verunsichert, für welches Auto ich mich entscheiden soll. Wenn ich an meine beiden letzten Opel denke und mit meinem jetzigen Ford S-Max vergleiche, dann ist der Ford bei einem Kilometerstand von 180.000 nach knapp zehn Jahren langfristig das qualitativ deutlich bessere Auto. Bei meinem Omega B und dem Zafira A hatte ich ab 150.000 km zunehmend Probleme und Werkstattbesuche, so dass ich die Autos abgestoßen habe. Dem Ford traue aus heutiger Sicht locker nochmal 100.000 km zu, er läuft wie ein Uhrwerk, absolut ruhig, kein Klappern oder Rappeln, keine knarzenden Gurtschlösser, keine hakelnde Schaltung, keine ungewöhnlichen Geräusche von Motor oder Getriebe, keine zitternden Bremsscheiben, Spritverbrauch zwischen 5 und 7 Litern (die Kiste wiegt 1,8 Tonnen und hat einen Luftwiderstand wie ein Scheunentor!).
Was kann der GLX besser? Der GLX ist ein schönes Auto und die hier im Forum beschriebenen positiven Erfahrungen sind toll, die ebenfalls hier beschriebenen Probleme mit einem neuen bis zweijährigen Auto kenne ich von Ford, einem im Ansehen sicherlich nicht höherwertigen Autohersteller als Opel, eigentlich nicht.
Dass sich das bei Opel irgendwann zum Positiven ändert, kann ich aktuell nicht erkennen, lasse mich aber gerne angenehm überraschen. Im November oder Dezember, wenn der neue Ford Kuga MK3 auf den Markt kommt, werde ich entscheiden. Bis dahin gibt es auch Erfahrungen mit dem GLX-Modelljahr 2020, und dann werden wir sehen. Zurzeit schlägt das Herz für Opel, aber der Verstand für Ford.
Gruß
Niko
PS.: Bosch-Zündkerzen sind heute auch nicht mehr von Bosch. Steht nur noch der Name drauf.